Alles fing damit an, dass sich unsre Zivivorgänger letztes Jahr auf dem Samstagsmarkt von Otavalo ein schönes Bild für ihre Zimmer kaufen wollten. Leider war der Preis für sie nur ein bisschen zu hoch, so dass sie wie so oft erzählten, sie wären nur arme Volontäre mit wenig Geld. So kam man ins Gespräch und der Händler erzählte, dass er in Ibarra auch in einem Projekt arbeiten würde und sie ihn doch mal besuchen sollten. So kam unsre Organisation mit dem
Circulo de Recreation y Aprendizaje in Kontakt. Nach einigen Besuchen in Ibarra kehrten dann unsre Vorgänger nach Deutschland zurück mit dem Plan auch nach Ibarra Zivis zu schicken. Nach dem das Projekt mittlerweile vom deutschen Staat genehmigt ist, sollen nun also die ersten Zivis im August 2008 nach Ibarra geschickt werden. Um das Projekt näher kennen zu lernen und zu schauen, welche Probleme theoretisch auftreten könnten sollten dann jeweils 2 von uns eine Woche bei CRA probearbeiten.
CRA, das ist ein Projekt der Stadt Ibarra, das auch vom Staat unterstützt wird und insgesamt aus 37 Zentren in der Stadt und in Gemeinden im Umkreis besteht. Das Programm ist für Kinder von 3-5 Jahren gemacht, die also noch nicht in die Schule gehen. Bei CRA sollen sie dann schon mal einfache Dinge, wie die Wochentage lernen oder einfach auch nur, was ein Fernseher ist. Außerdem werden ihnen Geschichten erzählt zu denen sie dann Bilder ausmalen müssen. Am Ende dürfen sie dann alle noch zusammen spielen, bevor sie noch ein Mittagessen bekommen, das jede Woche von einer anderen Familie zubereitet wird.
Ein sehr interessanter Teil des Projekts war für mich, dass man es mit Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen zu tun hat. Einige Zentren liegen nämlich im Chota-Tal, in dem fast nur Afroecuadorianer leben, andere liegen mitten in der Stadt und wieder andere liegen an den Hängen der umliegenden Bergen, in denen dann Indigena-Kinder betreut werden.
Aber erstmal fing unsre Woche damit an, dass der Montag frei war, weil am Wochenende vorher Wahlen in Ibarra waren. So sind Jonas und Ich erst am Montagabend nach Ibarra gefahren. Dort konnten wir die Nacht bei Diego verbringen, dem Händler bei dem unsre Vorgänger damals ihre Bilder kaufen wollten. Am Dienstagmorgen sind wir dann zusammen mit ihm zum Büro von CRA gefahren, das sehr zentral in der Innenstadt von Ibarra liegt. Dort wurden wir sehr freundlich von den Mitarbeitern empfangen, unter anderem auch von Camila, die Jonas dann für den Rest der Woche begleitet hat. Nach einem kurzen, aber netten Gespräch mit einer möglichen Spanischlehrerin für die zukünftigen Zivis hat Camila uns dann zu sich zum Mittagessen eingeladen. Dann wars auch schon Zeit in die Gemeinden zu fahren. Also sind wir mit Camila zu einem der Busterminals gefahren, wo ich dann Cecilia getroffen hab, bei der ich den Rest der Woche gewohnt hab und mit der ich auch 3 Zentren besucht hab. An diesem Nachmittag gings erstmal nach San Clemente. Das ist eine Ansammlung von einigen verstreuten Häusern, die ca. 25 Min. vom Stadtzentrum am Hang des Imbambura liegen. Das Dorf wird eigentlich nur von Indigenas bewohnt, die von Stickarbeiten, ein bisschen Ackerbau und vom Eco-Tourismus leben. Der Raum, in dem Cecilia mit den Kindern arbeitet ist nur sehr klein und es gibt nicht einmal die wesentlichsten Bastelutensilien, wie Scheren, Kleber und Stifte. Dafür hat es den Kindern riesigen Spaß gemacht, als wir nach der Arbeit auf dem Dorfplatz mit ihnen gespielt haben. Nach getaner Arbeit sind wir dann wieder nach Ibarra gefahrne, wo mir Cecilias Ehemann Eduardo erst noch die schöne Altstadt gezeigt habt, bevor wir zu Abend gegessen haben.
Mittwochmorgens haben sich dann wieder alle Mitarbeiter im Büro getroffen, um die wöchentliche Besprechung abzuhalten. Dabei wird festgelegt, was die Betreuer in der nächsten Woche den Kindern beibringen sollen. Bei uns war zusätzlich noch die Planung der Weihnachtsfeier ein ganz wesentlicher Punkt. Dabei soll dann jede Betreuerin mit ihren Kindern eine Nummer vorführen. Nachmittags sind Cecilia und Ich dann nach San Cristobal alto gefahren. Von der Struktur ist es ähnlich aufgebaut, wie San Clemente, allerdings liegt es etwas näher an Ibarra und wird nicht nur von Indigenas bewohnt. Außerdem ist das Zentrum auch viel besser mit Material ausgestattet und Cecilia hat einen viel größeren Raum zur Verfügung. Bevor wir mit dem Programm angefangen haben, hatte ich noch kurz Zeit ein paar Kinder kennen zu lernen und mit ihnen Fußball zu spielen. Nebenbei wurde ich auch noch von einer Jugendlichen, die Cecilia öfter mal ein bisschen bei der Arbeit hilft zu einer Besteigung des Imbambura eingeladen. Leider war in der Woche keine Zeit mehr dafür, so dass ich das Angebot wohl ein anderes Mal wahrnehmen werde.
Nachdem wir fast ne halbe Stunde im strömenden Regen auf unsren Bus gewartet hatten und uns bei Cecilia kurz ausgeruht hatten, mussten wir auch schon wieder los, weil sich alle Mitarbeiter zum Basketballspielen getroffen haben. CRA hat nämlich eine Frauen- und eine Männermannschaft, die in so einer Art Liga gegen andere Mannschaften aus Ibarra spielen. Wer grad nicht spielt kommt trotzdem um die anderen anzufeuern. Bei der Gelegenheit haben Jonas und Ich einen richtigen guten Eindruck, von dem guten Arbeitsklima bekommen, das bei CRA herrscht.
Donnerstags war ich dann gar nicht im Büro, sondern bin direkt mit Cecilia nach San Cristobal bajo gefahren. Diesmal haben wir allerdings kein Programm mit den Kindern gemacht, sondern eine Reunion mit den Müttern abgehalten, um ein paar wichtige Dinge zu besprechen. Es ging unter anderem darum, dass für einige Kinder der Weg zu dem Raum, den CRA benutzt, sehr weit ist und des deswegen eventuell ein zweites Zentrum aufgemacht werden soll. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mich dann auch kurz vorstellen. Die restliche Zeit hab ich dann mit den Kindern auf dem Spielplatz verbracht. Nachmittags stand dann keine Arbeit mehr an, so dass Cecilia und Eduardo mir die Statue von San Miguel gezeigt haben, die auf einem Hügel über der Stadt steht. Außerdem sind wir einmal um die Lagune Yaococha gefahren und haben dann noch die Eltern von Eduardo besucht. Nach dem Abendessen waren wir dann noch bei der Familie von einer von Cecilias Schwestern zu Gast, was für mich leider weniger erfreulich war. Der Ehemann war nämlich leider der Ansicht, dass Hitler ein bewundernswerter Mann war, da er sich von ganz unten sehr zielstrebig und ehrgeizig bis nach ganz oben gekämpft hat. Um richtig mit ihm zu diskutieren war mein Spanisch leider noch nicht ausreichend, so konnte ich ihm nur klar machen, dass ich die Sache etwas anders sehe. Leider gibt es hier in Ecuador noch viele Menschen mit dieser Einstellung.
Freitag war dann noch mal volles Programm für mich. Vormittags war wieder Reunion für alle Mitarbeiter von CRA, während der Jonas und Ich noch mal kurz Zeit hatten durch Ibarra zu laufen. Zum Mittagessen war ich dann allerdings zu Eduardos Eltern eingeladen, während dem ich mich dann einige Zeit nett mit Eduardos Vater unterhalten konnte. Relativ bald mussten Cecilia und Ich dann allerdings wieder los, weil wir nachmittags wieder in San Clemente sein mussten. Diesmal kannten mich die Kinder ja schon, weswegen ein paar Jungs gleich mal mit mir Fußball spielen wollten. Als Programm haben wir dann eigentlich hauptsächlich die Nummer für das Weihnachtsfest mit den Kindern geprobt. Cecilia plant nämlich mit ihnen ein Weihnachtslied in Quichua zu singen, was für mich dann sehr interessant zum anhören war.
Als wir wieder am Terminal in Ibarra ankamen, hat uns dann schon Eduardo mit ihrer 19-jährigen Tochter Liz erwartet, die normalerweise in Quito studiert und mich unbedingt kennen lernen wollte. Von da aus gings direkt weiter zu einer Cousine von Liz, deren Familie ich natürlich auch kennen lernen musste. Nächster Halt war dann das Haus von einer anderen Schwester von Cecilia, in dem auch ihr Vater wohnt. Die hatte ich schon an meinem ersten Tag in Ibarra kurz kennen gelernt, weswegen ich mich noch von ihnen verabschiedet hab. Letzter Stopp waren dann noch mal die Eltern von Eduardo, ebenfalls um mich von ihnen zu verabschieden. Danach hatten wir noch kurz Zeit fürs Abendessen bevor ich mich mit Jonas getroffen habe. Wir wollten nämlich noch zu Diego, um bei ihm zu übernachten und am nächsten Morgen mit ihm nach Otavalo zu fahren.
Letztendlich konnte ich in Ibarra einige interessante Erfahrungen sammeln und wurde zusätzlich noch von allen Teilen der Familien von Cecilia und Eduardo, und natürlich auch von ihnen persönlich zu Weihnachten und Sylvester eingeladen.