Dienstag, 8. Januar 2008

8-9.12.07 : Cotopaxitour

Lange hatten wirs geplant: den Aufstieg bis zur Spitze des 5896m hohen Cotopaxis, der mit seiner perfekten Kraterform schon von weitem sehr beeindruckend aussieht. Der 2. höchste Berg Ecuadors ist auch gleichzeitig der höchste aktive Vulkan der Erde und auf Grund der elliptischen Form der Erde auch der Punkt der am zweitweitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Auch wenn die Fiestas sicherlich nicht die perfekte Vorbereitung für den Aufstieg waren, haben wir beschlossen den Aufstieg zu wagen, u.a. weil es für Ole und Joss die letzte Gelegenheit war. Zuerst sollte unsre Truppe aus 6 Leuten bestehen, da 2 unsrer Gäste, Sven und Tobi auch mitkommen wollten. Leider waren Joss und Tobi aber dann am Freitagnachmittag so krank, dass sie sich den Aufstieg nicht zugetraut haben. So sind wir dann am Samstagmorgen zu 4. nach Latacunga aufgebrochen, wo wir uns mit unsren 2 Guias treffen sollten. Zuerst gings in den Parque nacional Cotopaxi rein, der für sich auch schon eine Attraktion ist. Dort machten wir dann auf halber Strecke eine Pause, um eine kleine Mahlzeit zu nehmen und unsre Ausrüstung auszusuchen. D.h. jeder musste Schuhe anprobieren, da wir für den Aufstieg, der fast nur durch Schnee geht, steigeisenfeste Hardboots brauchten, und jeder hat einen Rucksack mit Schneeausrüstung, Eispickel, Steigeisen und Nahrungsvorrat bekommen. Danach sind wir bis zum Parkplatz des Refugios weitergefahren, bis zu dem wir aber noch ca. eine Viertelstunde den Berg hochsteigen mussten. Dieser Weg war schon ziemlich anstrengend. Nachdem wir an der Hütte angekommen waren haben sich unsre Guias direkt daran gemacht unser Abendessen zu kochen. Die Zeit konnten wir dafür nutzen ein bisschen in der Nähe des Refugios rumzulaufen, um uns zu akklimatisieren. Nach dem Abendessen mussten wir dann die Steigeisen anprobieren, um sie schon für den nächsten Tag richtig einzustellen. Da ergab sich dann das erste Problem: Svens Steigeisen passten nicht zusammen und das Eine war zu klein für seinen Fuß. Trotzdem sollten wir erstmal schlafen gehen, weil die Guias meinten sie würden das Problem lösen. So versuchten wir im vollkommen überfüllten Schlafraum ein bisschen Schlaf zu bekommen, da wir um Mitternacht schon wieder aufstehen sollten. Leider war das etwas schwierig, einerseits weil einem die Höhe (4800m) doch etwas zu schaffen macht, andrerseits, weil es jede Menge Schnarcher, Röchler und Leute gab, die meinte sie müssen noch plaudern. Trotzdem hab ich dann etwas geschlafen und war um 12 einigermaßen fit. Nach nem kurzen Frühstück und einem obligatorischen Klobesuch haben wir dann unsre Ausrüstung angelegt, wobei sich dann das nächste Problem ergab: die Agentur in Quito hatte gemeint, dass jeder von uns 3 AAA Batterien bräuchte. Nun hatten wir aber leider 3 Lampen die 2 AA Batterien brauchten. Ole hatte zum Glück noch seine eigene Stirnlampe dabei, so dass sich das Problem nur für mich und Sven stellte. Letztendlich waren dann in meiner Lampe noch Batterien drin, bei denen ich aber nicht wusste, wie lange sie halten würden und Sven konnte 4 AAA gegen 2 AA tauschen, so dass er dann auch eine funktionierende Lampe hatte.

Um 1 Uhr morgens machten wir uns dann in leichtem Schneegestöber auf den Weg, zuerst alle zusammen in einer Gruppe, bis wir an der Schneegrenze angekommen waren. Bis dahin hatte es dann auch aufgehört zu Schneien. Dort schnallten wir uns zuerst unsre Steigeisen unter die Füße, wobei die Guias zu Sven meinten er solle einfach nur mit einem gehen. Danach bildeten wir 2 Gruppen: Jonas und Ole gingen mit dem einem Guia am Seilschaft und Sven und Ich mit dem Anderen. Da Sven mit dem einem Fuß immer wieder abrutschte kam unsre Gruppe relativ langsam voran, weswegen wir die Anderen relativ schnell aus den Augen verloren. Das Einzige was man sah waren kleine Gruppen von Lichtkegel die über den ganzen Berg verteilt waren und wenn man vom Berg wegschaute konnte man am Horizont schon einzelne Sonnenstrahlen erahnen. Nach einer halben Stunde war Sven dann schon so erschöpft, dass er meinte mit einem Steigeisen würde er nie die Spitze erreichen. So hat ihm der Guia einfach provisorisch mit einer Schnur das zu kleine Steigeisen unter den Schuh gebunden, was dann auch vollkommen ausreichend war. Eigentlich hätten wir dann schneller vorankommen sollen, aber kurze Zeit später musste Sven immer öfter Pausen machen, weil er ziemlich dringend aufs Klo musste. Da wir uns aber leider an einer sehr steilen Stelle des Bergs befanden, war das nicht möglich. So musste er sich noch auf 5400m hochkämpfen, wo es dann ein etwas flacheres Stück gab. Da hat ihm dann der Guia mit dem Eispickel ein Loch in den Schnee gegraben und Sven hatte den höchsten Schiss seines Lebens. Können ja nicht viele von sich behaupten: auf 5400m und dem Cotopaxi :D.

Nachdem Sven fertig war kamen wir dann auch endlich zügiger voran. Währenddessen hatte die Batterie meiner Lampe den Geist aufgegeben, so dass ich im Dunkeln hinter den Anderen herstampfen musste (ich war das Schlusslicht unsrer Gruppe). Relativ bald wurde es dann aber schon hell und zusätzlich kamen wir endlich in Sichtweite der Spitze. Hier gönnten wir uns dann auch unsre erste richtige Pause. Bis dahin hatte ich mich eigentlich relativ gut gefühlt, natürlich war meine Atmung etwas schneller als normal, aber ich hatte weder Kopfschmerzen noch war richtig erschöpft. Als wir uns dann an den letzten richtigen Anstieg gemacht hatten, zeigten sich dann erst bei Sven die Erschöpfungserscheinungen. Er musste sich immer öfter hinsetzen und lange Pausen machen, bevor wir wieder 10 Schritte weitergehen konnten. Kurze Zeit, als wir fast schon am Ende des Anstiegs waren hats dann auch mich erwischt. Leider waren wir nach dem Anstieg noch nicht auf den Gipfel. Zwar war es nicht mehr so steil aber hinter jeder Ecke wartete noch ein kleiner Hügel auf uns, weswegen wir die letzten Meter auf den Gipfel fast auf allen Vieren gekrochen sind. Letztendlich sind wir dann ca. um 7:50, nach fast 7 Stunden angekommen. Ganz unterwartet haben wir dann oben die anderen zwei getroffen, so dass wir sogar noch zu 4. ein Gipfelfoto machen konnten. Wenn man dann oben steht und die Aussicht genießen kann und sich langsam wieder erholt, wird einem bewusst, dass sich die ganze Quälerei gelohnt hat. Letztendlich kann man aber nur maximal 15 min oben bleiben, weil sonst der Körper zu sehr auskühlt und der Abstieg zur Hölle wird. Die meiste Zeit des Abstiegs gings mir dann relativ gut, einerseits, weil wir gut vorankamen und andrerseits weil wir sehr schönes Wetter hatten. Die letzten Schritte wurden dann aber zur Hölle, weil mein Körper endgültig am Ende war und die Steigeisen so in die Fußsohle gedrückt haben, dass ich mich am liebsten einfach nur noch in Schnee gesetzt hätte. Auch als wir endlich wieder im Refugio ankamen wurde es nicht besser. Vor lauter Anstrengung hatte ich Kopfschmerzen bekommen und fühlte mich nicht sehr wohl. Deswegen wollte ich mich einfach nur n bisschen hinlegen und ausruhen. Nach 5 min. kam allerdings schon unser Guia rein und meinte wir müssten zum Parkplatz runter, da unser Auto warten würde. Letztendlich war das Auto aber gar nicht gekommen, so dass wir uns zu 7. in den Jeep quetschen mussten, um zur Panamericana zu kommen. Als wir um 3 Uhr Nachmittags endlich wieder in unsrer Wohnung in Quito waren, hab ich den ganzen restlichen Tag fast nur noch geschlafen. Aber der Cotopaxi war auf jeden Fall eine der coolsten Erfahrungen in Ecuador.

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